Bin ebenfalls Elektrotechniker, aber bei mir zählt das Hörerlebnis mehr als das messtechnische. Die Grundformeln für den Übertrager sind mir wohl bekannt, aber was machen, wenn sich der überdimensionierte Übertrager besser anhört?
Nach dem Grund suchen? Messreihen durchmessen? Unter Laborbedingungen mit Signalen (Rechteck) füttern, die nicht der realen Musik entsprechen?
Das haben früher die seriösen Hifi Magazine in ihren Labors gemacht. Man suchte nach den technischen Hintergründen, warum manches besser klang oder auch nicht.
Davon ist man jedoch seit vielen Jahren abgekommen, da man festgestellt hat, dass sich halt nicht alles, was man hört, auch messtechnisch belegen lässt.
Deshalb ist man übergegangen zu Hörberichten, die natürlich, rein subjektiv sind.
Die Leser mit technischen Dingen zu überfrachten wird heute nirgendwo mehr gemacht, selbst die Werbung ist hiervon komplett abgefallen. Hat man früher noch mit allen möglichen Daten zu Gleichlaufschwankungen, Frequenzgängen, Wattzahlen (meist Sinus- und Musikleistung) geworben, ist heute davon nichts mehr zu lesen.
Weil es im Grunde niemanden ausser den Techniker interessiert. Den Kunden und Konsumenten meist garnicht. Der möchte Emotionen anstatt Messwertreihen.
Ich bin jedoch als Verstärker Konstrukteur kein Trafoentwickler. Wäre ich es, könnte und würde ich mir das Teil auch noch selber entwickeln. Das sehe ich jedoch nicht als meinen primären Wirkungskreis.
Als Verstärkerentwickler setze ich das Material ein, welches mir den größten Erfolg im Hörerlebnis bietet.
Man könnte ansonsten ja auch genau den gleichen Ansatz bei allen anderen Bauteilen durchführen. Wen interessiert denn wirklich die chemischen Zusammensetzung von Vitamin Q Kondensatoren? Man verwendet sie, weil sie gut klingen, fertig und aus.
Und an anderer Stelle verwendet man andere Kondensatoren, weil sie exakt dort den besseren Dienst verrichten.
Das sehe ich als die wirkliche Kunst des Verstärkerbaus an, das ist auch die Alchemie, welche einen sehr guten Verstärker ausmacht. Zu wissen, in welcher Schaltung und an welchem Ort sich dieses oder ein anderes Bauteil so verhält, wie man es gerne hätte. Und damit den Klang erzeugt, den man anstrebt.
Dass dort komplexe Elektrochemie erst den Klang ermöglicht, das wird so hingenommen.
Niemand den ich kenne wickelt sich seine Kondensatoren oder Elkos selber.
Von daher ist mein Hör- Ansatz schlüssig und mittlerweile auch Konsens in der Szene.
Hören ist weit komplexer als messen und letzteres bildet niemals die Realität ab, sondern folgt immer nur einem sehr vereinfachten physikalischen Modell.
Und das ist leider dem wirklichen Hörerlebnis nicht ebenbürtig.