Hallo Knallfrosch
Ich habe noch einen Nachtrag zum Moth. Auf der Homepage von Image-Hifi war einmal ein Artikel von Stephan Schmid zum Moth. Das war 2006. Leider ist der Artikel nicht mehr online. Sonst hätte ich einen Link anfügen können. Nun habe ich also den Text aus meinem Archiv geklaubt. Ich denke, das ist von interesse und erlaube mir hier zu zitieren:
"Lange Jahre war das Thema Phonovorstufe gar keines für mich, da meine Verstärker immer über sehr ordentliche MM-Eingänge verfügt hatten und bei MC-Systemen schaltete ich einen Pre-Pre davor. Nachdem mein neuer Vollverstärker jedoch ein reines Line-Gerät ist, war ich gezwungen, mich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Ich hatte mit einem Creek-Vollverstärker inklusive eingebautem SE-Board sehr gute Erfahrungen gemacht und deshalb habe ich mir erst mal einen Creek OBH 15 mit großem Netzteil beschafft. Bei einem Bekannten habe ich mir noch die Vorstufe Moth Series 30 mit kleinem Netzteil abgestaubt. Diese Vorstufe kenne ich seit den 90er Jahren und heute ist sie leider nur noch über den englischen Markt zu beziehen. Im MM-Bereich haben beide Vorstufen die normalen Anschlusswerte mit niederkapazitiven Eingängen, im MC-Bereich vertreten beide Engländer jedoch komplett unterschiedliche Philosophien. Die Creek schließt den Eingang mit einem Kiloohm ab, dem Wert, der als das non plus ultra für das Denon DL103 gilt. Die Moth schaltet nur die Verstärkung um und behält die 47 Kiloohm auch bei MCs bei.
Die ersten Versuche galten dem MM-Eingang. Das Goldring spielt am Creek wie gewohnt, musikalisch, flott, mit einem schönen Raum, jedoch im Bass- und Grundtonbereich irgendwie etwas fett und aufgebläht. An der Moth klang das Goldring zwar schnell, aber total anämisch im Bass- und Grundtonbereich, dafür wieder unheimlich hoch auflösend im Mittel- und Hochtonbereich. Alles in allem sind das Goldring und die Moth keine wirklich gute Kombination.
Mit dem Ortofon MC 10 kommt keine der beiden Vorstufen wirklich klar. Das System generiert einfach zu wenig Ausgangsspannung und hat wohl einen zu geringen Generatorwiderstand. Es klingt an der Creek wie an der Moth langsam und uninspiriert, ohne Auflösung und räumliche Abbildungsschärfe.
Der letzte Versuch gebührt dem modifizierten Denon DL103. Die Modifikation verlieh dem System ein deutlich besseres Auflösungsvermögen und eine etwas bessere räumliche Abbildung. Es klingt noch immer kompakter als viele anderen Systeme, aber nicht mehr so stark ausgeprägt wie bei der Originalversion. Mancher, der mit dem Denon wegen dieser kompakten Abbildung nicht leben kann, wird es sich bei dieser Version überlegen, sich mit den Vorzügen des Systems auseinander zu setzen.
Wie klingt das System nun an den vorhandenen Vorstufen? An der Creek findet das DL103 theoretisch optimale Arbeitsverhältnisse vor und lässt sich auch nicht am Zeug flicken. Dynamisch treibend, auf einem soliden Fundament aufbauend und unbedingt musikalisch. Jedoch, wie schon beim Goldring, ließ die ganze Performance etwas an Präzision in den tiefen Lagen vermissen. Das scheint wohl ein Problem der Vorstufe zu sein. Summa summarum ist die Creek eine sehr gute Vorstufe für ihr Geld, stellt mich in meiner Konfiguration jedoch nicht zufrieden. Und wie verhält sich nun das Denon an der Moth mit der ungewöhnlich hohen Abschlussimpedanz? Lieber Herr Gesangsverein, das ist wirklich was für Formel-1-Fans. Diese Kombination geht ab wie die berühmt-berüchtigte Schmidt-Katze. Hier zeigt das Denon was es kann. Wuchtig, aber total präzise im Bass und Grundtonbereich, musikalisch, tolle Mitten, genügend Auflösung in den Höhen und einen Drive, der richtig süchtig macht. Da macht Musik hören wieder richtig Spaß.
Die Moth steht bei mir auf Reson-tip-top-Spitzen auf einer eigenen Basis im Rack und ist mit einem Reson-NF-Kabel an den Verstärker angeschlossen und harrt nun noch der einen oder anderen Modifikation. Mein Modell ist mit einem Zwölf-Watt-Steckernetzteil ausgerüstet. Es gibt aber auch eine Version mit einem 100-Watt-Netzteil, die noch dramatisch besser sein soll. Des weiteren konfektioniere ich mir gerade eine ganze Anzahl an Widerstandsstecker, um über einen Y-Stecker mit den Abschlusswiderständen experimentieren zu können."
Text: Stephan Schmid
Gruss, Jürg