ich hoffe, es ist hier auch mal erlaubt, die in vielen Beiträgen undifferenzierte Anbetung eines Musikers in Frage zu stellen und etwas Wasser in den Wein zu gießen.
Als Musikerpersönlichkeit mag ich Morrison nicht sonderlich. Ich habe mein Problem mit Künstlern, die mal eben von der Bühne gehen oder die Mitglieder ihrer Band zusammenscheißen und die keinen Respekt vor ihrem Publikum haben.
Morrion ist allerdings nicht er einzige, der meint, auf der Bühne machen zu können,was er will - schließlich ist man ja Kult, als 'Grantler'.
Musikalisch muss man ihn differenziert betrachten. Ich habe 14 LPs von ihm, von denen ich einige ohne Schmerzen sofort verkaufen könnte (hatte ich seinerzeit
erworben, weil ich meinte, sie gehören in eine anständige Sammmlung). Für meinen Geschmack verliert sich Morrison allzu oft in Selbstgefälligkeit, improvisiert vor sich hin, vor allem in den Endlos-Stücken. Er ist sicherlich nicht angetreten, um die Rock-Welt musikalisch zu revolutionieren und lebt von Stimme und Charisma.
Aber, sorry, er ist auch über Strecken einfach langweilig.
Was ich an seinem Werk schätze, sind die einzelnen Perlen, die fast in jedem Album vorhanden sind. 'Into the Mystic' ist eine der schönsten Rock-Kompositionen überhaupt; wie hier in ca.knapp drei Minuten eine Stimmung und Atmosphäre evoziert wird - das ist großartig (obwohl ich den Satz 'I wanna rock your gipsy soul' bis heute nicht verstanden habe...). Ähnliches gilt auch für das bedrückende 'T.B.Sheets' - für mich eine eindrucksvolle psychologische Studie, die die Hilflosigkeit gegenüber einem (einer) schwer Erkrankten aufzeichnet; eines der wenigen Stücke, in der ich den monotonen Charakter der Musik gut ertragen kann, weil er stimmig mit dem Text korrespondiert. Allerdings ist der Titel für mich eine Ausnahme; grundsätzlich sind es eher die geschlossenen Songs, die mir gefallen und in denen Morrison sich sozusagen diszipliniert und einer Struktur unterordnet: 'Blue Money', 'Cleaning Windows', 'Caravan'; seltsamerweise auch 'He ain't give you none' und andere. Ein absoluter Favorit ist daneben die 'Gloria'-Version mit John Lee Hooker, in der die beiden sich so genial ergänzen.
Live-Enthusiasten empfehle ich das Doppelalbum 'Live in Montreux'; eine inoffizielle Swinging-Pig-LP, die allerdings schwer zu kriegen ist.
Alsdann, Van. Keep on rocking. (Aber das tut er mit Sicherheit sowieso)