BBeispielsweise von Bronski Beat - The Age of Consent der Track No more War:
Wenn man sich ein bisschen drauf einläßt hat man den Eindruck die Musiker stehen in einem riesigen Loft weit weit auseinander und im Hintergrund, 10m hinter dem Schlagzeug, quasi in Nachbars Garten kicken Kids eine Blechbüchse durch die Gegend - sehr eindrucksvoll. Vom Streamer bricht das wie ein Kartenhaus zusammen.
Exakt die gleiche Erfahrung habe ich ebenfalls gemacht. Ich hatte damals vom systemtheoretischen Standpunkt aus gewisse Vorteile aber auch Nachteile der Vinylwiedergabe erwartet. Tonalität, Baßwiedergabe, Verzerrungsniveau - das war alles hübsch gleichauf, da hätte ich keinen Unterschied erkennen können. Aber der Unterschied in der Raumdarstellung hat mich dann doch sehr erstaunt. Als Nachrichtentechnik-Ing will man natürlich wissen warum, denn es gibt ja schließlich keine Wirkung ohne Ursache.
Das Resümee meiner Überlegungen:
Die digitale Audiotechnik ist der Vinylwiedergabe meßtechnisch haushoch überlegen, aaaber:
- erstens sagen die Standardmessungen bestenfalls die halbe Wahrheit und man müßte da schon mal etwas tiefer graben, was von der Machbarkeit nicht ganz trivial ist (versuche mal, ein Meßsignal auf die Nadel eines Tonabnehmers zu übertragen )
- und zweitens sind das genau DIE Meßdisziplinen, auf die es beim Hören am wenigsten ankommt
Was sind das für Kriterien?
- Kanaltrennung: das menschliche Gehör hat ca. 3dB Kanaltrennung, ein Riesenschädel von mir aus auch mal 6dB. Was hab ich dann davon, wenn die CD statt vinyltypischer 30dB furiose 100dB und mehr hinkriegt? Richtig... nix.
- Grundrauschen: auch das ist ein Meßwert für die Galerie, weil jede noch so hochwertige Mikrofonkette das schon wieder ausbremst. Wenn dann auch noch die Musi spielt kann man sich endgültig nix mehr dafür kaufen.
- THD: Das menschliche Gehör hat ca Faktor 1000 mehr THD als die CD, die Lautsprecher ebenfalls. Nur, daß das Klirrspektrum anders verteilt ist, zu Ungunsten der CD...
- Gleichlauf: es ist leidlich bewiesen, daß Gleichlaufschwankungen unterhalb gewisser Grenzen unhörbar sind; außerdem weisen sehr, sehr viele CDs ebenfalls Gleichlaufschwankungen auf, weils sie von analogen Masterbändern runterkopiert wurden.
So und jetzt kommen wir zur Paradedisziplin der Analogtechnik und zum Verlierer der Digitaltechnik: die Bandbreite!
Die CD wird hart bei 20kHz kastriert, was entsprechend steilflankige Filter erfordert. Und genau diese Filter hört man, je nach Auslegung mal mehr, mal weniger. Denn eine harte Begrenzung der Bandbreite führt grundsätzlich dazu, daß Oberwellen fehlen, die aber erforderlich sind, um das Signal im ZEITbereich richtig darstellen zu können (siehe auch die Impulsantworten, die früher in der Hifi-Presse abgebildet wurden: durch die fehlenden Oberwellen gab es immer ein schönes Pre- und post-"Ringing"). Jetzt hab ich ein paar Beiträge weiter oben schon die grundsätzlichen Ortungsmechanismen des menschlichen Gehörs beschrieben. Daraus geht hervor, daß das Gehör bereits sehr kleine Unterschiede im Zeitbereich erkennen und verarbeiten kann. Und genau deswegen erkennt das Gehör auch die im Zeitbereich verfälschte Wiedergabe digitaler Medien. Es gibt sogar impulsförmige Musikpassagen, die je nach Digitalfilter ein regelrechtes Knacksen und Schnalzen erzeugen! In dem Fall ist es natürlich evident, daß das so nicht richtig ist, aber bei "normalen" Signalen fällt das nicht so deutlich auf, ist aber im direkten Vergleich analog / digital wahrnehmbar.
Warum äußert sich das nun in der Räumlichkeitsdarstellung?
Die Staffelung von Instrumenten auf einer Virtuellen Bühne ist gleichbedeutend mit zeitlichen Zusammenhängen. Diese können aber wie dargestellt von der CD nur eingeschränkt dargestellt werden. Das erklärt zumindest einmal die eingeschränkte Tiefenstaffelung. Wie das mit der Breite der Darstellung ist - keine Ahnung. Bei der damaligen Vorführung (mit identischen Musikstücken) vermochte die Platte eine Bühne zu zaubern, die über die Aufstellungsbreite des Lautsprecher hinausging. Die CD-Widergabe war dazwischen gefangen. Das ist der einzige Punkt, für den ich bis heute keine Erklärung habe. Kann jemand von Euch das erklären?
Gruß
Andreas