Selbst oder lieber vom Profi? Wer repariert / überholt Thorens TD 146 Mk V?

  • Ich bin Besitzer eines betagten Thorens TD 146 Mk V - etwa aus dieser Zeit stammt auch der Rest meiner Anlage (Canton Ergo 100 DC, Sony F808 ES, Marantz CD-10). Ihr seht also die Zeit in der ich mich intensiver mit HiFi beschäftigt habe und mich bemühte die akustischen Eigenschaften der Bleiplatten im Gehäuse meines CD-Players zu hören sind schon etwas länger her. :rolleyes: Heute höre ich einfach gerne mal wieder Musik ob digital oder analog.


    Leider leidet mein Thorens seit einiger Zeit unter extremen Gleichlaufschwankungen. Die Geschwindigkeitsschwankungen sind nicht von Anfang der LP bis zum Ende gleich sondern werden nach innen stärker. Am deutlichsten treten diese beim inneren Viertel einer LP auf, schließlich bleibt die Platte fast stehen.


    Nun bin ich kein Schrauber und mag nix verschlimmbessern. Deshalb meine Frage an euch:
    kann man die Ursache eindeutig ermitteln und das Problem auch als technischer Laie selbst beheben oder sollte man das lieber Leuten überlassen, die etwas davon verstehen?



    Und wenn letzteres - habt ihr Empfehlungen für faire, kompetente und bezahlbare Thorens-Reparateure?

  • Wie - die Gleichlaufschwankungen nehmen bei Dir zum Ende der Platte hin zu ?(


    Ich wohne zwar weiter weg von NBG, koennte aber durchaus mal ... ;)


    Gruss Stefan

    Malerei verwandelt den Raum in Zeit,
    Musik die Zeit im Raum :)

  • Hallo Stefan,
    vielen Dank für Dein Hilfsangebot!

    Wie - die Gleichlaufschwankungen nehmen bei Dir zum Ende der Platte hin zu ?(

    hmmmm, ich habe es mir jetzt nochmal genauer angesehen. Nimmt man Matte, und Plattenteller ab, und schaltet ein, so fällt ein schleifendes Geräusch (Lager??) auf. Das ist ein sich wiederholendes Schleifen. Nimmt man den Riemen ab und dreht den Teller mit der Hand kurz an, bleibt dieser (zumindest im Vergleich zu alten DUAL Riemenantrieblern) sehr schnell wieder stehen - etwa nach einer halben Umdrehung. Zieht man die Platte mit der Achse aus dem Lager spürt man einen deutlichen "Schlupfwiderstand". Dann fiel mir noch auf, dass der Kunststoff auf der angetriebenen Achse (Motor) aussieht als würde er leicht "eiern". Nehme ich einen Gegenstand und führe diesen bei abgestützter Hand ganz nah an die sich drehende Welle, so ist festzustellen, dass diese anscheinend tatsächlich einen leichten seitlichen Ausschlag hat - ob dies im normalen Rahmen ist kann ich leider nicht beurteilen.


    Und was die "Gleichlaufschwankungen" angeht - im Rahmen dieses Analogforums sollte man vielleicht besser von

    deutlichen Antriebsstörungen

    sprechen, denn die "Schwankung" ist so groß dass Freddie Mercury wie ein getretener Hund jault - und tatsächlich bleiben die Platten mittlerweile im letzten viertel irgendwann sogar stehen.


    Ich vermute mal, dass dieses schleifende Geräusch beim Drehen des Tellers definitiv nicht sein darf - auch nicht bei einem eher einfachen Thorens wie dem TD 146, oder? Lagerschaden?

  • Ralph,


    "schleifen" darf im Antrieb grundsaetzlich mal nix. Aber eine Ferndiagnose ist in diesem Fall schwierig ... bestenfalls fehlt Oel im Lage - und schlimmstenfalls liegt ein Lagerschaden vor :huh:


    Gruss Stefan

    Malerei verwandelt den Raum in Zeit,
    Musik die Zeit im Raum :)

  • Hi,


    ein Service Kit von "Joel" könnte hier helfen, das hat es bei meinem alten 280er auch, da ist Öl für Motor und Tellerlager enthalten + Anleitung. :thumbup:
    Mein Teller drehte sich zwar eine Umdrehung länger als deiner, aber nach der "Kur" mit dem Kit lief der Teller minutenang nach ;)
    Ein Versuch ist es wert, der Kit kostet 20€.

    Grüße, Norbert :)

    Dreher: Kenwood KD-8030

    Phono Pre: LiTe Phono
    Amp: Rotel RC-995 & RB-991
    CDP: Arcam Diva CD192
    Speaker: Audio Exklusiv Tubular Bell 3

  • Erst mal vielen Dank für eure bisherige freundliche Unterstützung!


    Anscheinend ist der Lagerspiegel meines Thorens nicht mehr in Ordnung. Nach der Entfernung des fast schwarzen Ölrestes habe ich das Lager mit Wattestäbchen (die dicken Kinderohren-Wattestäbchen sind prima dafür geeignet :) ) gereinigt und danach mit 2 Tröpfchen Öl (wie ich mittlerweile weiß dem falschen, nämlich einer Art Nähmaschinenöl) versehen. Die Lagerspitze schwebte dann eine Zeit lang über dem Lagerspiegel, was eine geräuschfreie und sehr lange Drehung des Tellers ermöglichte. Nachdem es allerdings das überschüssige Öl nach oben rausgepresst hatte ist jedoch leider das schleifende Geräusch wieder da und der Plattenteller dreht nicht so lange nach, wie er es sollte.


    Die Bodenplatte habe ich zwischenzeitlich mal entfernt und gesehen, dass sich der Lagerspiegel beim TD 146 MK V wohl in einer Messingbuche mit 17 mm Außendurchmesser befindet. Öl ist unten keines ausgetreten.


    Ich vermute mal, dass man den Lagerspiegel zunächst wieder gründlich reinigen sollte, dann die Lagerspitze evtl. polieren (einen Grad kann ich allerdings weder sehen, noch mit dem Fingernagel spüren) und dann habe ich bei den Kollegen von http://www.hifi-forum.de/viewthread-26-13595.html von Hartmetallplättchen gelesen, die man als Lagerspiegel einsetzen kann. Habe ich das richtig verstanden - und wenn ja woher nimmt man die und wie setzt man sie ein? Und dann sollte natürlich noch das richtige ÖL (SAE 40 ???) rein.


    Die Lagerspitze habe ich mir mit einem Fadenzähler angesehen. Es sind deutlich kleine Krater und Kratzer darauf zu sehen. Kann man die durch reines Polieren entfernen oder sollte man die vorher abschleifen - und womit?


    Viele Grüße
    Ralph

    Einmal editiert, zuletzt von RalphGL ()

  • Das ist richtig, für das Lager sollte Motoröl mit hoher Viskosotät genommen werden, 10w40, 5w50 oder 10w60 ist bestens geeignet.


    Wegen dem Lagerspiegel würde ich mal Joel fragen, er ist im Hifi Forum erreichbar, weiß nicht, ob er auch hier aktiv ist.
    Er hat auch einen Service Kit für Thorens Plattenspieler ;)

    Grüße, Norbert :)

    Dreher: Kenwood KD-8030

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    CDP: Arcam Diva CD192
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  • Ich habe Joels Wartungskit bestellt und bin darauf gespannt. Werde hier gerne über das Ergebnis berichten. Danke für eure Tipps!

  • Hallo Ralph,


    hast Du schon überprüft, ob der Plattenteller irgendwo schleift? Es wäre schon komisch, wenn ein Lager deutlich hörbare Laufgeräusche verursachen würde.


    Setze doch einam den Plattenteller umgedreht auf den Subteller und schau nach, ob die Schleifgeräusche noch vorhanden sind. Eine Überholung des Lagers schadet dennoch nicht.


    Gruß Roland


  • Hallo Roland,
    gute Idee mit dem umgedrehten Plattenteller. Aber das schleifende Geräusch ist da genauso. Und als ich zu viel Öl reingekippt hatte, die Spitze den Lagerspiegel also nicht berührte sondern darauf schwamm - da gab es dieses Geräusch nicht.
    Viele Grüße
    Ralph

  • Hallo Ralph,


    Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Ich weiß, aussagefähige Nahaufnahmen sind alles andere als einfach zu machen. In den meisten Fällen ist eine Politur nicht notwendig, es sei denn, es liegt wirklich ein Schaden vor. Mutmaßlich ist Dein Player im Vorbesitz nie gewartet worden und das Öl mit der Zeit eingedampft.


    Unten am Lagerboden sollte sich eine graue Kunststoffscheibe aus dem sehr zähen Nytralon befinden. In der Mitte hat sie einen etwa 1-2mm großen "Muldenabruck" des Lagerdorns. Der Lagerdorn selbst sollte keine sehr auffälligen Schleifpuren oder Kratzer haben. So wäre alles normal. Vom Öl genügt 1ml, die Hälfte davon direkt ins Lager, die andere als "Raupe" auf die Lagerachse ziehen. Mit dem Finger leicht verteilen. Dann kannst Du den Teller vorsichtig einsetzen.


    Das Öl von Joel ist das Richtige, Motoröl gehört in Automotoren, aber nicht in solche Lager. "Schwimmen" tut die Spitze des Lagerdorns in der Pfanne, auch wenn die Ölschicht nur wenige hundertsel mm dick ist. Nähmaschinenöl wird hingegen zu leicht verdrängt, denn es ist viel zu dünn. Die Ölmenge stimmt, wenn sich um die eingesetzte Lagerachse ein kleiner Ölring bildet.


    Die Pulleys taumeln bei den Thorens leider alle mehr oder weniger. Das ist aber nicht wirklich schlimm und kann, wenn nur mit Werkstattarbeit behoben werden, es ist ein Herstellungsfehler, da die Messingbuchsen in das Kunststoffteil nicht sauber eingepreßt wurden.

    Gruß André
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