Hallo zusammen,
ich möchte Euch mit diesem kleinen Beitrag von den letzten zwei Wochen berichten – durch die sehr freundliche Leihgabe des Hifi-Vertriebs Audionext (https://www.audionext.de/marken/sonoma/) konnte ich das „Sonoma M1“ von Warwick Acoustics in aller Ruhe in den heimischen vier Wänden genießen. Noch einmal Danke an Carsten Hicking an dieser Stelle.
Vorbereitung / Aufbau
In einem stabilen Koffer wird das M1-Ssystem, bestehend aus Verstärker/DAC-Einheit und dem Kopfhörer selbst, geliefert.
Zusätzlich enthalten ist ein Netzkabel für die Stromversorgung des Netzteils sowie ein USB-Kabel – dazu später mehr.
Nach einem kleineren Umbau hat das System dann einen Platz gefunden und konnte sich etwas „aufwärmen“. Die Zuspielung erfolgt zunächst rein digital per USB (AudioQuest Carbon) von meinem Audio-PC mittels Roon (und Upsampling auf 192/24 bzw. 176,4/24) über den WASAPI-Treiber des Herstellers. Um annähernd gleiche Rahmenbedingungen für den Vergleich mit dem AudioValve Luminare zu schaffen, wurden beide Geräte mit identischen Netzkabeln von WSS mit Strom versorgt (über den Gordian von LAB12).
Das bestehende KH-Setup aus Luminare 2016 und Stax SR-009 bekommt das analoge Musiksignal wie gewohnt per Cinch (ein älteres „Silber“-Kabel von Stephan/Solidcore) vom Devialet 400. Ideal wäre hier natürlich ein Vergleich mit integrierter DAC-Karte im Luminare – ich betreibe meinen aber ohne diese. Ein nachträglicher Einbau würde auch mal eben 1250€ kosten und wollte ich für einen Test nicht investieren…
Sieht dann in der Totalen so aus:
Erste Höreindrucke
Für die (meist abendlichen) KH-Sessions gab es jeweils eine entsprechende Vorlauf- bzw. Aufwärmphase von ca. 30-45 (oder auch zum Teil deutlich länger), in der beide Systeme mit geringen Lautstärken per Internetradio „befeuert“ wurden.
Ich bin kein Freund von „wilden“ Vergleichstest, bei denen im Minutentakt die Kopfhörer gewechselt werden. Das ist mitunter natürlich notwendig und auch sinnvoll, um Unterschiede beim direkten Vergleich festzustellen (das Klang-Gedächtnis ist ja doch meist recht kurz…).
Vielmehr habe ich primär an einem Abend immer nur mit einem Kopfhörer der Musik gelauscht, da man so meiner Meinung nach dem „Wesen“ sowie Eigenheiten des jeweiligen Protagonisten eher gerecht wird.
Den Anfang macht – wie üblich bei solchen Tests bzw. bei Neuanschaffungen / Veränderungen im gewohnten Setup – die US-amerikanische Sängerin Lizz Wright mit Ihrem zweiten Album „Dreaming wide awake“ aus dem Jahre 2004.
Bereits beim Opener A Taste of Honey, ganz leise beginnend mit akustischer Gitarre, lässt aufhorchen – was für eine Auflösung! Mühelos präsentiert das M1 zwar sehr „nüchtern“, aber extrem detailreich das musikalische Geschehen.
Normalerweise reichen ein paar Minuten dieser CD aus, um mich „runterkommen“ zu lassen und zu entspannen – doch das hier ist anders. Nicht, dass ich mit dem M1 nicht entspannen könnte. Vielmehr lauscht man sehr gespannt und wie „elektrisiert“ (ist ja auch ein Elektrostat…), was bei der Aufnahme alles „passiert“.
So konnte ich bei dem Album, welches ich wirklich sehr gut kenne, hier und da noch kleinste Details erkennen, die mir bis jetzt verborgen geblieben sind – „faszinierend“ würde Mr. Spok jetzt wohl sagen…
Es hat damit geendet, dass ich am ersten Abend mit dem M1 „Dreaming wide awake“ doch glatt zwei Mal hintereinander gehört habe, bevor ich dann immer noch schwer beeindruckt ins Bett musste.
Am darauffolgenden Abend (Gründonnerstag) hat mich das System dann bis tief in die Nacht – ich glaube es war knapp 3 Uhr – u.a. mit Alben von Sophie Hunger (Supermoon), Airielle Bresson (Radio 1), Mathias Eick (Ravensburg), Fink (Hard Believer) sowie der sehr empfehlenswerten EP „Mirage“ des Nicolas Parent Trio in seinen Bann gezogen.
Tragekomfort und Lautstärken
Das M1-Set verfügt über einen sehr griffigen Lautstärkeregler, welche die Leistung in insg. 30 Stufen dosieren lässt. Bei Stufe 15, der Hälfte des Maximalen, ist es also 12 Uhr.
Für mich als bekennender Leisehörer ist die gebotene Leistung mehr als ausreichend – die bevorzugte Stellung des Poti war meist auf Stufe 5 oder 6, also gerade mal 9 Uhr. Beim Luminare (zum Vergleich) höre ich ohne Gain zwischen 10 und 11 Uhr, das entspricht Stufe 2,5 auf der Beschriftung des Geräts.
Der Tragekomfort des sehr leichten und wertig verarbeiteten Kopfhörers wiederum stellt mich persönlich eher weniger zufrieden. Das war mir bereits bei der ersten Begegnung mit dem M1 vor etwas mehr als einem Jahr aufgefallen. Mittlerweile wurde da zwar vom Hersteller nachgebessert, für meinen Kopf empfinde ich den Hörer aber immer noch als zu „beengend“.
Dadurch entsteht ein gewisser Druck, trotzdem sind (für mich) längere Sessions über viele Stunden erstaunlicherweise kein Problem. Hätte ich anfänglich nicht gedacht.
Denn dieser Druck bzw. das doch recht „dichte“ Abschließen der Ohrmuscheln ist für das Klangergebnis entscheidend bzw. maßgeblich verantwortlich.
Als Brillenträger macht es da schon einen hörbaren Unterschied, ob durch die Bügel ein kleiner Luftspalt entsteht oder eben das sehr hochwertige Leder fest am Kopf anliegt. Denn wenn man beim Hören den Kopf oder auch nur einzelne Gesichtsmuskeln bewegt, hat das unmittelbaren Einfluss auf das Klangbild – es „bricht“ schlichtweg zusammen. Hört sich dann so an, als wäre kurzzeitig ein Kanal weg und man würde nur auf einer Seite hören.
Also „stillsitzen“ und zuhören – denn es lohnt sich…
009 vs. M1
Die wohl spannende Frage – wie klingt das M1-System den nun im Vergleich zum 009 von Stax?
Das zu beantworten sowie die klanglichen Unterschiede zu beschreiben, ist bekanntlich nicht ganz einfach und wird doch sehr stark von den persönlichen Vorlieben und Gewohnheiten bestimmt.
So ein Vergleich in gewohnter Umgebung und vor allem in Ruhe, weit ab vom doch eher störenden Geräuschpegel einer Messe, ist da natürlich sehr förderlich.
Gehört wurde neben einzelnen Teststücken aus diversen Playlisten in den unterschiedlichsten Auflösungen auch der jeweilige Rip dieser CDs:
Wie bereits anfänglich beschrieben, fällt als erstes das wirklich sehr hochauflösende Klangbild des M1 auf.
Hmmm: „sehr hochauflösend“ klingt bestimmt sehr „kalt“ und „nüchtern“, wird so mancher jetzt einwerfen. Doch keine Sorge – die Durchhörbarkeit ist exzellent und die Natürlichkeit kommt in keinster Weise zu kurz.
Stimmen wie z.B. von Lizz Wright werden unglaublich „seicht“ und mit der notwendigen Dosis an Schmelz wiedergegeben – da steht der M1 dem 009 nicht im Geringsten nach. Trotzdem würde ich dem Stax hier einen sehr geringen Vorteil attestieren wollen.
Die Feinstauflösung und Transparenz ist hingegen eindeutig die Stärke des M1. So werden z.B. die Glöckchen im Stück After Forever von den Brand New Heavies so unglaublich „echt“ wiedergeben, so dass man fast den Eindruck hat, jemand würde diese im Raum zum Klingen bringen. Der Stax ist da etwas zurückhaltender und „rundet“ die Glöckchen an den Enden etwas ab.
Der Bassbereich ist mit dem M1 sehr druckvoll und straff, beim 009 hingegen wirkt er hingegen subjektiv etwas ausladender und gefüllt eine Nuance tiefer. Dabei ist es objektiv betrachtet aber der M1, welcher dann bei James Blake’s Unluck die Bass-Leiter gegen Ende des Stücks besser zu Gehör bringt. Mag sein, dass hier dem 009 am Luminare durch die Röhrenbestückung etwas an Kontrolle und Nachdruck fehlt und somit der Bass zwar ausladender, dadurch aber etwas unscharfer gegenüber dem Transistor des M1 agiert.
Wish You Were Here von Pink Floyd in der Live-Version des Albums „Pulse“ nimmt bei mir eine Sonderstellung ein. Schließlich war es mit dem nachfolgendem Comfortably Numb doch maßgeblich daran beteiligt, dass ich vor einigen Jahren das KH-Setup aus AKG K812 / Lehmann BCL SE gegen das aktuelle eingetauscht habe.
Das Publikum am Anfang ist dabei für mich der Gradmesser: wie gut sind da einzelne Passagen zu hören? Des Weiteren: nimmt mich die Wiedergabe „gefangen“ und rührt mich nahezu zu Tränen?
Hier punktet ganz klar der Stax – und obwohl der Sonoma das „we love you“ aus dem Publikum einfach noch besser rüberbringt, lässt mich die Wiedergabe irgendwie kalt.
Noch mal zurück zu Stimmen und damit zu Buddy Guy. Bei Five Long Years kommt das „t“ in der Textpassage „talking about“ mit dem M1 mit einer derartigen Klarheit, das ist schon wirklich beeindruckend. Der Stax hingegen bringt den Schmelz in seiner Stimme geringfügig besser zur Geltung.
Überhaupt scheint das der Hauptunterschied zwischen den beiden zu sein – das M1-System ist da wie ein scharfes Skalpell, aber ohne Neigung zur „Schärfe“ – wahrlich im besten Sinne „neutral“. Der 009 hingegen, oder doch eher der Luminare, versieht die Musik eher mit einem seidigen Glanz, ohne aber feinste Details zu „verschlucken“.
Es ist wohl daher durchaus eine Geschmacksfrage, welche Spielweise einem persönlich mehr zusagt – bei mir ist es nach den ausgiebigen Hörsession bis zu dieser Stelle ein Unentschieden…
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