Moin,
Phone-Vorstufenprojekte gibt es ja viele. Ich hab auch schon einges probiert und nachgebaut. Es juckt mich etwas in den Fingern aber auch mal von Grund auf mein eigenes Ding zu machen. Ob ich's bis zum fertigen Produkt schaffe bleibt abzuwarten, zumal ich auch noch ein paar andere Projekte habe... Aber indem ich anfange hier davon zu schreiben und wenn es etwas Austausch auch schon in der Anfangsphase gibt, dann wird das ja vielleicht am Ende was nützliches.
Erster "Milestone" ist eine Solid-State MM Vorstufe mit symmetrischem Eingang:
- "Elegantes" Schaltungsdesign, kein unnötiger Schnick-Schnack aber auch keinen Aufwand scheuen wenn es sich lohnt
- Passive RIAA Entzerrung
- Gute gleichtaktunterdrückung durch Symmetrischen Eingang - ich hab hier mit eingen Störquellen zu kämpfen.
- Möglichst keine (oder wenige) Kondensatoren im Signalweg
- Schaltbarer "Rumpelfilter"
Anschluss von MC Systemen ist erst mal nicht unbedingt ein Ziel. Dafür würde ich das Design in einer Zukünftigen Phase eher durch einen "Head-Amp" erweitern, der dediziert auf die gegebenheiten eines MC Systems optimiert ist und dann dem EIngang des MM Versärkers vorgeschaltet wird. (Oder Step-Up Transformer, aber davon bin ich persönlich nicht so ein Fan...)
Hier mal ein erster Wurf...
Screenshot 2021-11-25 at 15.12.53.png
Für die Signalrelevanten Verstärkunden sehe ich hier erst mal den OPA1641 vor. Da kann man sicherlich auch über Alternativen nachdenken. Schlecht ist der aber sicher nicht. Den Symmetrischen Eingang bildet ein 2-Op-Amp instrumentenverstärker mit etwa 34 dB Verstärkung und einer ordentlichen Gleichtaktunterdrückung.
Durch die Wahl eines passiven Entzerrnetzwerkes kommen hier keine Kondensatoren in den Signalpfad.Widerstände sollten hier mit 0.1% Tolleranz und die Kondensatoren mit 3% gewählt werden. Dann sollte man im Worst-Case bei unter 0,15-0.2 dB Abweichung von der optimalen RIAA Kurve bleiben.
Danach kommt dann eine zweite Gain Stufe, da wir durch die passive RIAA Entzerrung noch mal ca. 20 dB Signalstärke verlieren. Der nicht-invertierende Verstärker ist hier auf etwa 30dB Gain eingestellt. Wieder mit dem OPA1641 (oder was auch immer es am Ende wird). Insgesamt haben wir dann 34 - 20 + 30 = 44 dB Gain, was gut ausreichen dürfte.
Die OpAmps haben an den eingängen einen sog. DC-Offset von einigen mV der sich über die Stufen hier mitverstärkt und den wir irgendwie loswerden wollen. Der wird von der RIAA Entzerrung auch nicht abgeschwächt, bekommt also die vollen 64 dB Verstärkung. Pro OPA1641 sind das maximal 3,5 mV. Multipliziert mit 1584 (64dB) kommen da dann schon im schlimmsten Fall ein paar Volt zusammen. Hier könnte man jetzt einfach einen Koppelkondensator in den Signalweg vor dem Ausgang Packen um die Gleichspannung abzublocken. Da ich versuchen wollte Kondensatoren aus dem Signalweg zu halten versuche ich es mit einem "Fehlerverstärker" um den Offset auszugleichen. Hier reicht ein einfacher OPAx188 da er nicht im Signalweg liegt sondern über C5 den Gleichspannungsanteils des Signals mit dem Wechselspannungsanteil vergleicht und diesen dann am invertierenden Eingang der zweiten Stufe ausgleicht. So wird der Offset dann "weggeregelt" und wir brauchen keinen Kondensator im Signalpfad.
Dann sind wir entweder Fertig (out1) oder optional kann dann ein aktiver Sallen-Key Hochpassfilter dritter Ordnung (-18db/Oktave) mit einer Grenzfrequenz von 20 Hz in den Ausgang geschaltet werden (Rumpelfilter). Hier könnte man noch vorsehen, mit einem Schalter die Widerstände R16-R18 zu verkleinern und damit die Grenzfreequenz anzuheben. Es soll ja alte Klassikaufnahmen geben, wo das Sinnvoll ist... Für den Hochpass lässt es sich halt nicht so wirklich vermeiden Kondensatoren im Signalpfad zu haben. Er ist aber zum einen optional und vor allem geht es bei den Kondensatoren ja um niedrige Frequenzen die geblockt werden und da wir hier einen Hochpass wollen um tiefe Frequenzen zu unterdrücken geht das mMn in Ordnung.
Mein wissen reicht zwar um mir das alles so einigermassen Theoretisch zusammenzureinem aber es ist auch mein erster selbst entworfener Vorverstärker und ich habe sicher noch das eine oder andere ignoriert. Vielleicht fällt ja jemandem etwas auf bevor ich mich auf einen Prototypen stürze... Fragen beantworte ich natürlich auch gerne. Im zweifelsfall lerne ich wieder was dazu
LG
Lars