Hallo liebes Forum!
Aus purer Verzweiflung habe ich mich jetzt auch registriert und benötige fachkundige Ratschläge.
Zu meiner Person:
ich bin 56 Jahre alt und komme aus Köln und höre seit ich denken kann Vinyl.
Wenn ich im Home-Office sitze läuft das Digitalradio - ansonsten drehen sich hier fast täglich mind. 10 Scheiben.
Meine Musik ist (grob): 60er Jazz, 70er Soul und Brazil, 80er Hardcore, 90er Noiserock und Alternative... so ungefähr.... aber auch ein wenig Elektro und japanischer City Pop. Mittlerweile stapeln sich hier 2500 ausgesuchte Scheiben....
Früher habe ich immer gehört auf einem Thorens 160B MKII kombiniert mit einem HK6500 und Nubert-Boxen .
Das hat gepoltert - mir war die Musik und Schallplatten sammeln halt wichtiger.... Irgendwann hatte ich es satt (bei meinem Plattenkonsum, 45er/33er) ständig den Riemen zu wechseln und habe die Anlage meinen Sohn vererbt ... der stampft jetzt Hip Hop durch
Meine derzeitige Anlage besteht aus:
ROTEL A12
ROTEL T11 - Tuner
B&W 704S2
Technics SL 1210MK2 +Goldring E3 MM (einwandfrei justiert und in einem Hi-Fi Studio getestet)
(08/15 Standard Kabelei)
So....
Wenn ich Digitalradio höre - spielt die Anlage einwandfrei. Also im gesetzten Rahmen: Halt, der Sound von B&W in Kombi Rotel : eher technisch, präzise, sehr detailliert. Mir fehlt ein wenig die Wärme - aber das ist ok, denn insgesamt ist der Gesamtklang ausgewogen im Zusammenspiel Bass, Mittel- und Hochton.
Sobald ich Phono höre, ist der Klang im Verhältnis (ich spreche jetzt nicht generell - "Unterschied analog zu digital"), schwach/flach, eher dumpf, nicht sehr detailliert und wenig Harmonie; vor allem die Höhen sind anstrengend: eher scharf zu bezeichnen.
Generell höre ich mind. Zimmerlautstärke - also habe ich dann nach einer Stunde nicht mehr die große Lust weiter zu hören, das Hören wird genervt, anstrengend... bei einer 5K Anlage
Ich habe dann bei einem Phono-Händler angerufen und mein o.g. Problem beschrieben. Er riet mir dringend zu einem Phono-Vorverstärker. (Generell kam von ihm die Aussage, das in fast allen Verstärkern in dieser Preisklasse "bescheidene" Phonoteile verbaut sind)
Eine Woche später habe ich einen Graham Slee GramAmp 2 Communicator dazwischen geschaltet. Und siehe da....:
Auf einmal kam die Dynamik, Klarheit und Breite und natürlich mehr Lautstärke . Ich habe es fast bereut nicht einen teureren zu kaufen. Aber sagenhaft was so eine kleine Kiste macht.... für knappe 300€
Ich habe gelernt, auch wenn der Hersteller behauptet "hochwertiges, integriertes Phonoteil" - ist das schlichtweg eine Lüge... zumindest bei meinem Rotel A10
Klagtechnisch war ich einen gewaltigen Schritt nach vorne - ABER die anstrengenden Höhen sind geblieben
* meine Ohren kann ich als Fehlerquelle ausschließen (war beim HNO), ebenso habe ich keine Raumakustik-Problematik
Irgendwie habe ich den Rotel Verstärker in Verdacht .... ist er eventuell einfach auch nur zu schwach von der W-Leistung?!
Letzten Samstag hoffungsvoll in ein bodenständiges HiFi-Studio gefahren, auf der Suche nach einem "ausgeglichenen", "warmen/seidigen" Transistor- Verstärker.
Da ich "Standard-Boxen" habe, die auch vor Ort waren, habe ich drei Verstärker an den B&W 704ern getestet: NAD, Marantz und Denon - leider nur an einem Digital-Streamer - aber immerhin....
Der NAD Verstärker war generell grausam (Model vergessen, war aber glaube ich auch ein Class D), der Marantz Model50 hatte exakt das gleiche Phänomen - Höhen anstrengend zu präsentieren. Es ist wirklich gut Sachen nicht online blind (auf Basis HiFi Tests) zu kaufen....
Der Denon PMA-1700NE klang im Vergleich super ausgewogen und warm. Gottseidank gab mir der nette Händler Recht - das der Denon im Zusammenspiel mit den B&Ws harmonisch spielt.
Leider kann ich den Denon nicht kaufen, da er eine Tiefe von 40cm hat - bei mir passt in dem Plattenschrank im Wohnzimmer nur max. 35cm (ganz hinten links im Regal steht bei uns der Fernseher hinter einer Schiebetür, die würde dann nicht mehr schließen )
Die "etwas abgehobenen" Hi-Fi Händler empfehlen mir permanent in der Preisklasse bis 2.5K entweder Rega Elex oder einen Atoll. Die schwören förmlich auf Rega....
Ich glaube aber, das ich nicht zur Rega-Kundschaft gehöre! Ich habe dann immer das Bild von den Rotwein-Schwenkern auf der Couch, die dann genüsslich Ihre audiophile Thelonious Monk oder Dire Straits hören und dann vergessen haben die Platte umzudrehen, weil der Klang soooooo gut ist, das sie eingeschlafen sind (Vorurteile, ich weiß.,,).
Ich bin jemand der eher neben der Anlage steht und Platten wechselt ohne Ende...darum habe ich auch einen Direktantrieb.... Riemen dauert mir zu lange bis die Fahrt beginnt
Aber ernsthaft:
Mein wirkliches Problem bei diesen Geräten ist, das sie keine Klangregelung haben.
Das müsste bei mir eigentlich ein KO Kriterium sein,
da ich mir vorstelle, das wäre so, wenn permanent der Verstärker im "Source-Direkt" oder wie bei Rotel "Tone-Bypass" Modus spielt - das setzt eine perfekte Aufnahme vor raus. In diesem Modus könnte ich wahrscheinlich alle Blue Note Scheiben hören ABER ich habe z.B. keine Mainstream-Rockscheiben - sondern hauptsächlich Independent-Krams. Ich glaube kaum, das ich glücklich wäre, so eine 8-Spur Aufnahme von einer australischen Garage-Band zu hören. Bei meinem Rotel mache ich auch den Tone Bypass aus (bei Digital Radio ist es aber perfekt) Ich muss erfahrungsgemäß immer entweder Höhen reindrehen oder Bässe minimieren. Ich denke Rega und Atoll bedienen hier nur das echte Audiophile Publikum.
Ist das so, kann das jemand bestätigen - Liege ich richtig? setzen Rega und Atoll gute Aufnahmen voraus??
Und warum haben dann selbst Platzhirsche wie Accuphase immer noch eine Klangregelung?
Puh - sorry für meine lange Geschichte...
Meine Frage: Ist wirklich der Verstärker (im Zusammenspiel mit meinen Boxen) mein Problem mit den anstrengenden Höhen??? oder gibt es andere Fehlerquellen.???
Hat jemand Erfahrung mit Rega oder Atoll-Amps. Kann man wirklich auf Klangregelung verzichten oder gibt es andere, für mich und den B&W's passende "warme" Verstärker (keine 40cm Tiefe) mit Klangregelung ... bis max. 2.5K
Ich bin für JEDEN Ratschlag oder Erfahrungsaustausch dankbar ... es ist ein langer HiFi-Leidensweg für mich - ich will eigentlich nur "gut" Vinyl hören
... und es gibt doch nichts Schlimmeres, wenn Dein Nachbar die Aussage tätigt (nachdem seine Fussball-Mannschaft meine geschlagen hat): "Du, deine Platten klingen aber schlechter als Spotify auf meinen PC Lautsprechern"
Gruß